Christoph Weisse

fotografie-blog

Dieser Foto-Blog berichtet aktuell über interessante Erfahrungen, Neuheiten und Ideen in der Landschafts- und Naturfotografie.

 

Ein Rückblick auf die photo 18

Die photo 18 hat wieder einen neuen Besucherrekord erreicht - über 30000 Besucher wurden gezählt, mehr als je zuvor. An sechs Tagen zeigten über 250 Fotografen ihre aktuellen Arbeiten und einen aktuellen Überblick über das fotografische Schaffen in der Schweiz. In einem bemerkenswerten Vortrag sprach der Fotograf Roger Ballen über seine Arbeitspraktiken, seine Inspirationsquellen und wie er mit der Fotografie die Welt verändern will. Seit über 40 Jahren zählt Roger Ballen mit seinen extremen Arbeiten und Konfrontationen zu den ganz grossen Fotografen dieser Zeit. Geboren in New York, lebt und arbeitet Roger Ballen seit den 1970er-Jahren in Südafrika. Er sucht seine Motive am Rande der Gesellschaft, wo niemand freiwillig hingehen würde. Für seine Bilder braucht man kein Handbuch, welches man zuerst lesen muss, um sie zu verstehen. Sie treffen auch so mitten ins Herz.

Wo steht also die Fotografie in diesem Jahr 2018? Was bleibt nach dem Ausstellungsbesuch? Eine kritische Reflektion der ausgestellten Werke offenbart auch kaum überzeugende Versuche, fotografierend Bedeutung und Wirklichkeit zu suggerieren. Dem gegenüber stehen sehr eindrucksvolle Werke und gelungene Arbeiten, die einmal mehr unterstreichen, das vor allem die Fotografie die Vielschichtigkeit der Wirklichkeit erfassen und visualisieren kann.

Ein Fazit der photo18 ist sicherlich, dass die Fotografie zu einem wesentlichen Teil dazu beiträgt, die Welt zu erklären und damit beeinflusst sie unsere Vorstellungen von Personen, Ereignissen und auch Waren. Die Autorin Martina Mettner schreibt in Ihrem Buch „Fotopraxis mit Perspektive“: "Nicht die digitale Mittelformatkamera macht FotografInnen stark, sondern ihre Kompetenz, ihre Haltung, ihre Ideen, ihr Engagement. Verantwortung in der kommerziellen Fotografie heißt, das eigene Spektrum zu erweitern, sich als Ansprechpartner für alle Fragen der visuellen Kommunikation - möglichst in einer fachlichen Nische - zu etablieren. Verantwortung erzeugt einen anderen fotografischen Prozess als die beim Fotografieren sich so selbstverständlich ergebende Oberflächlichkeit. Sich verantwortlich zu fühlen führt, kurz gesagt, dazu, sich mit der Motivwelt auseinanderzusetzen und genau zu wissen, wen und was man fotografiert – und warum es wichtig und nicht bloß egoistisch ist, es zu tun. Es bedeutet auch, dass man kooperativ und nicht ausbeuterisch mit seinen menschlichen Motiven umgeht. Je intensiver sich der Fotografierende einlässt, desto mehr wird das Bild für den Betrachter interessant."

Der britische Künstler David Hockney sagte einmal: "Wir müssen wieder lernen, neu zu schauen und zu sehen, wie die Wirklichkeit ist." Das führt zu meinem ganz persönlichen Fazit nach sechs intensiven Ausstellungstagen: Fotograf sein zu dürfen, ist eine grosse Aufgabe und ein großes Privileg.